Judo-Sport der Extra-Klasse bot der Grand Prix von Deutschland: vom 20. bis 22. Februar versammelte sich die gesamte Judo-Weltelite in Düsseldorf, um beim ersten Turnier der IJF World Series im Jahr 2015 um Qualifikationspunkte für die Olympischen Spiele in Rio zu kämpfen. Mit dabei war der SFV gleich in zweifacher Hinsicht: neben der Matte mit SFV-Trainer Mihail Donciu als Beobachter, auf der Matte mit SFV-Judoka André Breitbarth als Wettkämpfer im Schwergewicht +100Kg.
Insgesamt gingen 547 Athletinnen und Athleten – 220 Frauen und 327 Männer – aus 75 Nationen an den Start, was im Jahr sechs des Düsseldorfer Grand Prix‘ einen neuen Teilnehmerrekord bedeutete. Ein Grund dafür war mit Sicherheit, dass es bereits um Qualifikationspunkte für die Olympischen Spiele 2016 in Rio ging. DJB-Präsident Peter Frese dazu: „Mit dem Judo Grand Prix in Düsseldorf beginnt die heiße Phase der Olympia-Qualifikation“. Aufgrund der hohen Anzahl an Startern musste der Beginn der Wettkämpfe an den drei Tagen sogar kurzfristig auf 09.30Uhr vorverlegt werden. Eine professionelle Organisation der Veranstalter sowie rund 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer ließen das Event aber nichtsdestotrotz zu einem vollen Erfolg werden.
Davon konnte sich SFV-Trainer Mihail Donciu selbst ein Bild machen. Der Deutsche Bundestrainer a.D. der Frauen und der männlichen Jugend u17 war als Beobachter für unseren Verein vor Ort, da wir als SFV einen besonderen Fokus auf das Thema Wettkampf- und Leistungssport legen. Und was erfüllt diesen Zweck besser, als eine der hochkarätigsten Judoveranstaltungen im deutschsprachigen Raum, zumal mit André Breitbarth auch ein Kämpfer unseres eigenen Vereins am Start war (doch dazu später mehr). Mihail verfolgte an den drei Wettkampftagen Judo auf Spitzen-Niveau. Seine Eindrücke hat er in vielen interessanten Photos festgehalten, die ihr euch in unserer Galerie ansehen könnt.
Von deutscher Seite waren insgesamt 46 Judoka am Start, die mit einer Ausbeute von 1x Silber und 6x Bronze Rang zehn im Medaillenspiegel belegten. Einer von ihnen war unser Top-Athlet André Breitbarth, für den es auch dieses Mal leider nicht zu einem Podestplatz bei seinem Heim Grand Prix reichte. Der SFVler griff am Sonntag in seiner Gewichtsklasse +100Kg in das Wettkampfgeschehen ein. Insgesamt hatten 36 Kämpfer für diese Klasse gemeldet, normalerweise sind es bei Veranstaltungen dieser Art ca. 25. Nach einem Freilos in der ersten Runde traf André auf den Litauer Marius Paskevitius, seines Zeichens Siebter der letztjährigen Weltmeisterschaften und Gewinner des Grand Prix in der Türkei. Beide gingen hart in den Kampf und bekamen dafür prompt eine Bestrafung (Shido), weil dies auch zu einer Griffverhinderung des jeweils anderen führte. Nach drei Minuten Kampfzeit gelang André dann ein Fußfeger, für den er einen Yuko bekam. Diesen Vorsprung konnte er bis zum Ende des Kampfes halten, was den Sieg und einen gelungenen Einstand in das Turnier für den SFVler bedeutete. Im nächsten Kampf wartete mit dem Belgier Benjamin Harmegnies ein alter Bekannter auf André, denn beide kennen sich bereits aus Jugend- und Juniorenzeiten. So ging der Braunschweiger mit der Taktik auf die Matte, seinen Gegner in den ersten zwei Minuten Kampfzeit zu beschäftigen, ohne eine Strafe zu erhalten, da er wusste, dass der Belgier konditionell nicht der Stärkste ist und sein Tempo nicht über die volle Kampfzeit gehen kann. Dieser Plan ging auf, denn gut anderthalb Minuten vor Schluss gelang André erneut mit einem Fußwurf, einem De Ashi Barai, eine Waza Ari Wertung mit anschließendem Haltegriff, was den Sieg und den Einzug ins Poolfinale bedeutete.
Hier traf er auf den Niederländer Roy Meyer und der SFVler machte es spannend. Denn nachdem er durch taktisch kluges Kämpfen durch eine Bestrafung (Shido) seines Gegners führte, wurde er zum Ende hin unkonzentriert und musste nur sechs Sekunden vor Schluss den Ausgleich nach Bestrafungen hinnehmen. Damit ging es in die Verlängerung, den so genannten Golden Score, in der die erste Wertung oder Bestrafung über Sieg und Niederlage entscheidet. Nach zweieinhalb Minuten bekam der Niederländer einen erneuten Shido für abgebeugtes Kämpfen, womit André im Halbfinale stand. Der Gegner hier hieß Takeshi Ojitani. Für André ein unbeschriebenes Blatt, denn den Japaner kannte er weder von Turnieren noch von Trainingslagern. Dies rächte sich, denn nachdem der SFVler zwei Mal gut seinen Griff durchbringen konnte, übernahm sein Gegner einen Grifflöseversuch von André und warf ihn mit einem Fußstoppwurf zum Ippon. Damit ging es für André ins kleine Finale um Platz drei, in dem er noch alle Chancen auf eine Medaille hatte. Hier wartete der Israelie Or Sasson, der erst vor zwei Jahren ins Schwergewicht wechselte, womit auch er ein fast unbekannter Gegner für den Braunschweiger war. So gelang es André zu Beginn des Kampfes nicht, seine festgelegte Taktik durchzubringen und er lief nach ca. 45 Sekunden in einen Angriff des Israeli, für den dieser eine Waza Ari Wertung erhielt. Zwar bekamen beide Athleten bis zum Ende der Kampfzeit jeweils noch zwei Bestrafungen, diese wirkten sich aber nicht mehr auf das Ergebnis aus.
Somit blieb für André erneut nur der undankbare fünfte Platz. „Ich habe es zum Schluss nur noch mit der Brechstange versucht und war nicht mehr mit dem Kopf da“, rekapitulierte der SFVler den Bronzekampf, zeigte sich aber ansonsten mit dem Wettkampf in Düsseldorf insgesamt zufrieden. Denn trotz der verpassten Medaille blieb die Erkenntnis, wieder einen Schritt vorangekommen zu sein. Auch Nationaltrainer Detlef Ultsch bestätigte dem Braunschweiger, weitere Fortschritte gemacht zu haben. Quasi als Wiedergutmachung ging es für André am Montag direkt nach Braunschweig, wo der SFVler von Innenminister Boris Pistorius zu Niedersachsens Polizeisportler des Jahres 2014 ausgezeichnet wurde.
Für die Bilder bedanken wir uns ganz herzlich bei Micha Neugebauer und Mihail Donciu.